Rechtsextreme Strukturen auf Youtube: Charles Krüger

Charles Krüger

Abos: 12.508 (30.01.18)

Der Youtuber „Charles Krüger“ ist sicherlich einer der ulkigsten Neurechten auf Youtube. In mehreren Videos versucht er Karl Marxs Hauptwerk „Das Kapital“ zu widerlegen¹, wobei offensichtlich wird, dass er Marx entweder nicht gelesen, oder nicht verstanden hat, denn er schafft es innerhalb von fast 23 Minuten weder auf die Arbeitswerttheorie², noch auf die Werkritik einzugehen³ und versteht seinen Klassenbegriff nicht. In einem anderen Video ist es amüsant zu sehen, wie „Charles Krüger“ Karl Marx mit Adolf Hitler vergleicht⁴ [11:40-12:00]. Er wäre als ein etwas dümmlicher Anarchokapitalist mit Versatzstücken rechtsextremer Ideologie durchgegangen, seit Ende Januar 2018 hat er sich jedoch mit einem Video zur „Identitären Bewegung“ (IB) selbst als Rechtsextremer geoutet. Im Gegensatz zu aktiveren Kameraden der IB hat er keinerlei historisch-weltanschaulichen Bezug zu den Themen und Philosophie der neuen Rechten, oder auch irgendwelchen anderen Themen. In den folgenden Zeilen wird seine interessante „Argumentationsweise“ etwas dargelegt. In dem Video „Identitär und Libertär – Passt das zusammen?⁵“ argumentiert er, dass Rassentrennung etwas ganz natürliches sei. Denn er war mal in den USA – und dort sei es eben normal, weiße „hängen“ eben mit weißen rum, Asiaten mit Asiaten, Schwarze mit Schwarzen und „Nerds“ mit „Nerds“ [00:30-2:00]. Er versucht nicht einmal mit verallgemeinerbaren, systemischen Beobachtungen zu argumentieren, sondern leitet seine vermeintlichen Schulerfahrungen auf die Gesellschaft ab. Das es weiße „Nerds“ gibt die mit schwarzen „Nerds“ ein Interesse an Videospielen teilen und sich deswegen miteinander treffen würde höchstwahrscheinlich „Charles Krügers“ geistige Matrix zum erliegen bringen.

Argumentationen auf Kindergartenniveau beherrscht „Charles Krüger“ noch meisterhafter als „Hagen Grell“. Im selbigen Video argumentiert er, dass es für ihn nicht in Ordnung wäre, würde seine Tochter ein Kopftuch tragen, da das Kopftuch nicht zu den „weißen, christlich-geprägten Deutschland“ passen würde [2:50-3:00]. Interessant ist, dass er implizit Hautfarbe mit Religionen in Verbindung setzt (weiß – christlich / schwarz – muslimisch?), die prinzipiell jedoch völlig abgekoppelt von der Hautfarbe annehmbar ist. Hier sind schon rassistische Versatzstücke des Ethnopluralismus zu erkennen. Ebenso wird ein bestimmter „Formzwang der Kultur“ angenommen, da er ausführt, das Kopftuch würde nicht zu den „weißen deutschen Werten“ passen. Dieser Formzwang nimmt nicht nur an, dass es eine komplett gleichartige deutsche Kultur gibt, sondern dass ein Individuum sich unter die angenommene Form dieser Kultur unterzuordnen hat. Besonders individuell oder „freiheitlich“, wie er sich selbst bezeichnet, ist das nicht. „Charles Krüger“ argumentiert weiter, dass der Grund für Fremdenfeindlichkeit die Steuern sein, über die die „Deutschen“ „Ausländer“ finanzieren würden und zitiert die NPD: „Wir sind nicht das Sozialamt der Welt“ [11:00-13:00]. Das angebliche den Sozialstaat ausnehmende „Ausländer“ nicht der Grund für Fremdenfeindlichkeit sind, ist in der Forschung schon seit Jahrzehnten bekannt.⁶ Ebenso ist es natürlich Schwachsinn, dass die „armen Deutschen“ an die „bösen Ausländer“ ihr Geld abgeben müssten, im Gegenteil, profitiert der deutsche Staat von Einwanderung.⁷ Mit diesen Argumenten wird man autoritäre Charaktere, wie „Charles Krüger“, leider nicht überzeugen können, denn die Fremdenfeindlichkeit liegt nicht primär in dem Glauben begründet, dass „Ausländer“ die „Deutschen“ wirklich ausbeuten würden, sondern eben in der autoritären Persönlichkeitsstruktur. Im Video behauptet „Charles Krüger“ die europäische Kultur sei „besser“ als andere Kulturen. Im speziellen nennt er Regionen in Nordafrika und dem nahen Osten, da es in Europa Frauen-Schwulen und Menschenrechte gebe. Er wendet diese Argumente nun auf die Individuen: Die Menschen, die aus weniger freiheitlichen Kulturen nach Europa kommen würden, seien selbst weniger freiheitlich und würden Europas freiheitliche Kultur zerstören, daher dürfen sie nicht nach Europa kommen [17:00-19:00]. Diese Argumentation ist abenteuerlich. Es ist paradox, die freiheitliche Kultur Europas sowie Grund-und Menschenrechte zu loben, um sie anschließend anderen Menschen verwehren zu wollen. Gerade die Universalität dieser Rechte, die Gültigkeit für alle Menschen, macht sie erst zu den Menschenrechten. Will „Charles Krüger“ diese Rechte Menschen verwehren, nimmt er ihnen ihr universalistisches Prinzip. Einen Satz später zu behaupten, die Menschen, die aus weniger freiheitlichen Kulturen kommen würden, würden diese Freiheit abschaffen ist eine beeindruckende Form von kognitiver Dissonanz. Zusätzlich ist in diesem Statement noch einmal der rassistische Ethnopluralismus von „Charles Krüger“ zu erkennen. Er wendet die gesamte Kultur auf das Individuum – das es vollständig ausfüllt. Andere, individuelle Charaktereigenschaften als die, die „Charles Krüger“ ihrer Kultur zuschreibt haben diese Menschen nicht – und sie verändern sich auch nicht im Prozess der Migration und Integration. Zusätzlich erfüllt „Charles Krüger“ die typische ablehnende Haltung in rechtsextremen Kreisen gegenüber der Gleichberechtigung der Frau und vergleicht Feminismus in strukturell antisemitischer und verschwörungsideologischer Art und Weise mit Krebs. ⁸ Zusammengefasst steht „Charles Krüger“ für eine Abschaffung der modernen Menschenrechte und möchte sie durch eine totale Marktwirtschaft, in der die willkürliche Gnade von Eigentümer_innen herrscht, ersetzen. Das Streikrecht möchte er abschaffen [8:00-10:00].⁹ Er sieht Kulturen als abgeschlossen und unveränderlich an. Feminismus lehnt er ab. „Charles Krüger“ lehnt sich argumentativ an antisemitische Imaginationen an: Er wirkte mit an den Protesten gegen die „Bilderberger“ 2016, die oft mit Jüdinnen und Juden in Verbindung gebracht werden, und behauptet in verschwörungsideologischer Manier, „sie“ hätten „Herrscher, Politiker und Parlamente korrumpiert“ [5:40-6:04].¹⁰ Auf Youtube kollaboriert er auch mit dem Rechtsextremen „Hagen Grell“ und ist Mitglied mit der durch strukturellen Antisemitismus aufgefallenen Partei „Deutsche Mitte“.^{11 12 13}